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27.10.2020

Das brachycephale obstruktive Atemwegssyndrom

Brachycephale (kurzköpfige) Hunde liegen derzeit voll im Trend und erfreuen sich aufgrund ihres Aussehens grosser Beliebtheit. Die Überbetonung der Brachycephalie bringt jedoch gesundheitliche Probleme, insbesondere Atemprobleme, für das Tier mit sich. Das brachycephale obstruktive Atemwegssyndrom (BOAS) ist die Hauptursache für Atemnot bei Hunden und vermindert ihre Lebenserwartung. Bevor man sich einen Hund mit einer Veranlagung für das BOAS anschafft, sollte man sich also ausführlich über dieses Syndrom informieren.

Was ist das brachycephale obstruktive Atemwegssyndrom?

Brachycephale Hunde weisen eine angeborene Missbildung der Atemwege auf. Ihr Gesichtsschädel ist breit und stark verkürzt, die Nase platt. Diese Anomalie hat Missbildungen wie verengte Nasenlöcher, eine überdurchschnittlich grosse Zunge, ein verlängertes und verdicktes Gaumensegel oder eine verengte Luftröhre zur Folge. Diese anatomischen Abnormalitäten beeinträchtigen die Luftwege und verursachen beim Tier Atembeschwerden. Zusätzlich haben viele kurzköpfige Hunde Verdauungs- und Herzprobleme.

Wie erkennt man das BOAS?

Alle brachycephalen Rassen können vom BOAS betroffen sein, insbesondere die Englische Bulldogge, die Französische Bulldogge, der Mops, der Cavalier King Charles Spaniel und der Shih Tzu.

Typische Symptome sind eine geräuschvolle Atmung sowie fast permanentes Pfeifen und Schnarchen. Ausserdem leiden betroffene Tiere bei körperlicher Betätigung und ertragen Stress, Hitze und Feuchtigkeit nur schlecht. Hinzu können chronische Verdauungsbeschwerden wie Erbrechen oder Gewichtsverlust kommen. In den schlimmsten Fällen können Herzerkrankungen auftreten, die manchmal Synkopen (Bewusstlosigkeit) und den plötzlichen Tod des Tieres zur Folge haben können. Ausserdem kann die Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff aufgrund der erschwerten Atmung schwere Folgen haben.

Beim Auftreten dieser Symptome sollte also unverzüglich ein Tierarzt aufgesucht werden. Er unterzieht das Tier einer umfassenden klinischen Untersuchung und führt weitere Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen oder eine Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung) durch. So kann er den Schweregrad der Situation feststellen und eine entsprechende Behandlung in die Wege leiten, um die Atembeschwerden des Hundes zu lindern.

Wie kann man dem BOAS vorbeugen und es behandeln?

Die Behandlung des BOAS umfasst verschiedene Komponenten. Zum einen die medikamentöse Behandlung mit entzündungshemmenden Mitteln und Antazida zur kurzfristigen Linderung der Beschwerden des Hundes. Zum anderen einen leider unumgänglichen chirurgischen Eingriff, um dem betroffenen Tier das Atmen zu erleichtern und so seine Lebensqualität zu erhöhen. In so gut wie allen Fällen werden die Nasenlöcher operativ erweitert. Je nach Missbildung können auch operative Eingriffe am Gaumensegel oder Kehlkopf notwendig sein. Diese absolut notwendigen Eingriffe sollten so früh wie möglich durchgeführt werden, bestenfalls während der ersten 18 Lebensmonate des Hundes. Bei einer frühzeitigen OP ist die Prognose in der Regel gut, das Schnarchen hält in 75 % der Fälle trotzdem an. Ausserdem spielen auch Hygiene- und Ernährungsmassnahmen bei der Behandlung des BOAS eine Rolle. Es gilt, Stress, Hitze und Übergewicht zu vermeiden, das Tier bevorzugt an einem Geschirr anstatt am Halsband zu führen und ihm sein Futter in kleinen Rationen und auf einer erhöhten Fläche anzubieten.

Vor der Anschaffung eines brachycephalen Hundes sollte man sich darüber informieren, ob die Elterntiere am BOAS leiden. Leider gibt es bisher keinen Gentest, um diese Krankheit zu erkennen.