16.08.2022

Interview mit Norbert Ramseier, musher.

Norbert Ramseier ist Musher bei unserem Partner SSV (Schweizer Schlittenhundesportverein). Der gebürtige Berner nimmt seit über 20 Jahren mit sibirischen Huskys an Rennen teil. Der 58-Jährige kann auf eine grosse Rennerfahrung zurückblicken. Dazu gehören insbesondere Klassiker der Mittel- und Langstrecke wie La Grande Odyssee, Šediváčkův Long, Lekkarod oder das Rennen durch die Pyrenäen, aber auch Rennen mit Strecken ab 300 km. Im Jahr 2018 wurde er in der Lenk Schweizer Meister der Kategorie 8 Hunde und 2019 in Bessanes sogar Weltmeister. [SS1] 

Seit 2000 züchtet er sibirische Huskys und besitzt selbst 17 von ihnen. Werfen Sie hier einen Blick in seine Zucht «Huskydream». Die Hunde sind Teil seines Lebens und gehören zur Familie. Sie kommen zu Hause zur Welt und werden dann langsam in das Rudel integriert.

Im Jahr 2018 wurde er in der Lenk Schweizer Meister der Kategorie 8 Hunde und hat 2019 in Bessanes sogar an den Weltmeisterschaften teilgenommen.

Wie werden die Hunde körperlich und ernährungstechnisch auf die Rennen vorbereitet?

Ich gebe ihnen qualitativ gutes Futter mit höherem Energiegehalt. Im Herbst bei Temperaturen unter 15 Grad erhalten sie zusätzliche Fleischrationen. Wir trainieren 3- bis 4-mal pro Woche mit einem Trainingswagen im Wald. Die Trainingsdistanzen/-längen sind unterschiedlich, je nachdem, ob man nur Sprintrennen (7–18 km am Wochenende) oder «Middle-» oder «Long-distance»-Rennen (250 km oder mehr über 4 oder 10 Tage) fährt. Nach Schneefall trainieren wir natürlich auf Schnee.

Nach wie vielen Jahren Training ist ein Hund bereit, an Rennen teilzunehmen?

Das Mindestalter beträgt 18 Monate, dann ist das Knochenwachstum einigermassen abgeschlossen. Mit 18 Monaten können sie an Sprintrennen teilnehmen. Für längere Rennen werden sie aber noch aus der Mannschaft zurückgezogen (entsprechend dem Reglement), denn sie können ihre Kräfte noch nicht gut einteilen.

 

Gibt es einen oder mehrere Rudelführer im Renngespann?

Es gibt einen Rudelführer, genau, aber es empfiehlt sich, mehrere «Leaddogs» zu haben, die vorne laufen und Befehle befolgen können. Wenn ich nur einen guten «Leaddog» hätte und der verletzungsbedingt ausfällt, dann könnte ich nicht am Rennen teilnehmen.

 

Was motiviert einen Hund, Rennen zu fahren?

Rennen im Rudel und ihr Jagdinstinkt sind eine grosse Motivation. Hinzu kommt aber auch ihre Erkundungsfreude, insbesondere bei neuen Trails. Laufen liegt vielen nordischen Hunden im Blut. Sie haben ein starkes Bedürfnis, sich zu verausgaben. Das ist ihr Naturell, gleich, wie ein Border Collie zum Beispiel geistig beschäftigt werden muss, obwohl er als Hirtenhund natürlich auch viele Laufmeter zurücklegt.

 

Kommt es vor, dass die Hunde auch einmal keine Lust zum Laufen haben? Was tun Sie dann?

Man merkt schon beim Geschirr anlegen, wenn ein Hund nicht rennen will. In solchen Fällen lässt man ihn in der Box zurück oder nimmt ihn in den Schlittensack, sollte er unterwegs plötzlich keine Lust mehr haben (bei Sprintrennen passiert das allerdings selten).

 

Haben die Hunde Schmerzen, wenn sie den Schlitten ziehen?

Gut trainierte Hunde verspüren keine Schmerzen (ausgenommen natürlich verletzungsbedingte Schmerzen). Man kann sich das ähnlich vorstellen wie bei einem Menschen, der untrainiert 100 kg stemmen will. Bei Schlittenhunden ist wichtig, dass man das Team beobachtet, um zu sehen, ob einer oder mehrere Hunde überfordert sind, z. B. aufgrund der Geschwindigkeit. Kann ein Hund mit dem Tempo nicht mithalten, müssen wir uns entsprechend anpassen. Zudem hat ein Schlitten mit Kufen oder Ski im Schnee weniger Widerstand. Und dank des Geschirrs wird das Gewicht optimal auf den Körper verteilt; das ist kein Vergleich mit einem Spaziergang, wo der Hund an der Leine reisst.

 

Welche Hunderassen werden in der Schweiz am häufigsten für Rennen eingesetzt?

An den Sprintrennen in der Schweiz kommen noch fast alle nordischen Rassen zum Zug (Sibirischer Husky, Alaskan Malamute, Samojede, Grönlandhund). Auch Scandinavian Hounds kommen zum Einsatz. Bei MD- und LD-Rennen (Mittel- und Langstrecken) im Ausland werden vor allem Scandinavian Hounds, Siberian und Alaskan Huskys eingesetzt.